Prozess der Produktentwicklung: Ihr detaillierter Leitfaden
Ein kurzer praktischer Tipp zuerst: auch wenn Sie eine ausgefeilte Produktidee haben, gibt es keine hundertprozentige Garantie für den Erfolg Ihres Projekts. Insbesondere, wenn Ihr Produkt Teil einer IoT-Lösung sein, Funktionen für die Big-Data-Analyse umfassen oder mit anderen Softwaresystemen integriert werden sollte.
Aber es gibt eine gute Nachricht. Falls bestimmte Besonderheiten und Faktoren schon zu Beginn des Projektes berücksichtigt werden, trägt das erheblich zum Erfolg Ihres Projektes bei. In diesem Blogbeitrag erläutern wir basierend auf unserer 31-jährigen Erfahrung in der digitalen Produktentwicklung, was im Prozess der Produktentwicklung zu beachten ist, und teilen praktische technische und organisatorische Tipps für die Organisation eines maximal reibungslosen Projektablaufes und die effektive Umsetzung Ihrer Strategie.
Schlüsselaspekte bei der Produktentwicklung
Den Produktentwicklungsprozess kann man in einige Phasen aufteilen. Jede Phase erfordert eine besondere Aufmerksamkeit während des gesamten Projekts.
UX ist einer der entscheidenden Faktoren
Wenn Sie bereits eine Produktidee haben, ist es sinnvoll, sich die folgenden Fragen zu stellen:
- Wer kann diese Idee auch toll finden?
- Wie sieht die definierte Zielgruppe aus?
- Zu welchen Zielen und unter welchen Umständen können potenzielle Benutzer das Produkt verwenden?
Antworten auf diese Fragen helfen Ihnen, Personas und Anwendungsszenarien zu erstellen und somit zu erkennen, welche Funktionen Wünsche und Bedürfnisse von Ihren potenziellen Kunden abdecken und sie zum Kauf des zukünftigen Produktes motivieren können.
Unabhängig davon, wie viele und welche Funktionen das Produkt enthalten wird, sollte die Oberfläche die Benutzer mit unnötigen Buttons und Informationen nicht überladen, sondern selbsterklärend gestaltet und damit intuitiv bedienbar sein. Das optische Erscheinungsbild ist ebenfalls wichtig, um sowohl die Aufmerksamkeit von potenziellen Benutzern von Anfang an auf sich zu konzentrieren, als auch in den nachhaltig positiven Eindruck Ihres Produkts zu investieren.
Bedarfsgerechte Auswahl von Funktionen
Die Liste von Nutzerszenarien kann endlos sein. Sie sollten aber immer daran denken, dass Ihr Ziel nicht darin besteht, alle möglichen Benutzeranforderungen zu erfüllen. Ansonsten gehen Sie ins Risiko, ein zu komplexes Produkt mit unnötigen Funktionen auf den Markt zu bringen und keinen Erfolg zu erreichen. Es ist wichtig, sich auf die wichtigsten Funktionen zu konzentrieren. In diesem Fall kann das Minimum Viable Product (MVP) als eine geeignete Option für die Weiterentwicklung ins Spiel kommen. Sie ermöglicht, die erste Version eines einsatzbereiten Produktes mit Kernfunktionen zu veröffentlichen und den Funktionsumfang basierend auf dem Feedback von Benutzern zu erweitern. Diese Entwicklungstechnik hilft, flexibel auf Veränderungen zu reagieren und damit zum Erfolg des digitalen Produktes auf dem Markt beizutragen.
Qualität und Sicherheit
Jedes Softwareprodukt muss so fehlerfrei wie möglich sein. Ohne Fragen können Fehler in einem bereits veröffentlichten Produkt durch ein schnelles und frei herunterladbares Update oder durch die Veröffentlichung der nächsten Version behoben werden. Aber es ist höchstwahrscheinlich, dass Ihr Produkt schon einen negativen Eindruck bei Benutzern hinterlassen und ihr Vertrauen verloren hat, was weitere mögliche Investitionen verhindert.
Darüber hinaus können fehlerhafte oder nicht ausreichend sichere Software Datenverluste bei Ihren Benutzern verursachen und damit Kosten für entsprechende Maßnahmen dagegen zu erzeugen. Sicher enthält Ihr Businessplan keine Kosten solcher Art. Um fehlhafte Software zu vermeiden, konzentrieren Sie sich darauf, die Sicherheit über den gesamten Lebenszyklus eines Softwareproduktes hinaus sicherzustellen. Dafür können Sie den Produktentwicklungsprozess auf Prinzipien einer Richtlinie für sichere Softwareentwicklung wie z. B. der SDL von Microsoft aufbauen.
Kontinuierliche Weiterentwicklung und Auslieferung
Die Weiterentwicklung Ihres Produkts ermöglicht Ihnen, schrittweise immer mehr Szenarien abzudecken. Unabhängig davon, wie gut Sie Ihre zukünftigen Benutzer (Ihre Anforderungen, Verhaltensweise, Bedürfnisse und mehr) kennengelernt haben, werden Sie immer mit unvorhergesehenen Bedürfnissen und Erwartungen von Benutzern an Ihr Produkt überrascht. Daraus ergeben sich auch weitere Szenarien. Ziehen Sie auch in Betracht, dass Application Performance Monitoring (APM) dabei hilfreich sein kann, um die Informationen über Benutzer und ihre Erlebnisse zu erhalten und für Anpassungen Ihres Produktes an die Zielgruppe in den nächsten Versionen zu nutzen.
Technische Aspekte zu berücksichtigen
Es gilt zu beachten, dass es eine Reihe von Strategien und Ansätzen zur Umsetzung Ihrer Strategie aus technischer Sicht gibt. Aber man muss jedes Projekt individuell betrachten und einen geeigneten Ansatz auswählen.
Software-as-a-Service (SaaS)
Das SaaS-Modell ermöglicht den Benutzern auf das Softwareprodukt aus verschiedenen Geräten online zuzugreifen. Das Softwareprodukt wird dabei auf cloudbasierten Servern von externen Providern gehostet Dieser Ansatz verkürzt Implementationszeiten, beschleunigt die Inbetriebnahme und vereinfacht damit die Bereitstellung von Softwareprodukten. Um Ihre Software nutzen zu können, benötigt Ihr Kunde nur die Internetverbindung und ein Abonnement für Ihr Produkt. Ihr weiterer Vorteil ist auch die Möglichkeit, flexible Preise anzubieten und Updates sofort zur Verfügung zu stellen.
Application Monitoring
Das Application Monitoring ist eine Strategie, mit der Sie einerseits die Performance Ihres Produkts bei jeder ausgeführten Transaktion verfolgen und damit rechtzeitig Probleme erkennen und beseitigen. Andererseits ermöglicht die Anwendungsüberwachung auch, wichtige Daten über das Verhalten von Ihren Kunden zu erfassen, derer Erfahrung bei der Nutzung zu bewerten und entsprechende Maßnahmen (z. B. neue Funktionen hinzufügen) zu treffen, um das Produkt zu verbessern.
Integration mit bestehender Hardware
Möglicherweise sind Sie in einem Unternehmen tätig, das eigene Hardware produziert, z. B. intelligente IoT-Geräte, Industrieanlagen oder medizinische Geräte. Diese Geräte benötigen eine spezifische Software. Es ist auch höchstwahrscheinlich, dass Entwickler einen Zugriff auf Hardwareprodukte haben müssen, um eine erfolgreiche Integration mit bestehender Hardware durchzuführen.
Das kann eine entscheidende Rolle bei der Auswahl eines Anbieters spielen: befindet sich ein Anbieter geographisch weit entfernt oder nicht. Auf den ersten Blick scheint es, dass ein lokaler Anbieter Ihren Bedarf besser abdecken kann. Andererseits ist es von größerer Bedeutung, dass ein Anbieter eine umfassende Erfahrung in ähnlichen Projekten hat. Es lohnt sich, Für und Wider abzuwägen und einen Ihren Anforderungen und Erwartungen entsprechenden Anbieter auszuwählen.
Mobilfähigkeit ist wichtig
Ist Ihr Produkt für Mobilgeräte optimiert? Wenn nicht, dann müssen Sie es möglichst schnell mobilfähig gestalten, weil das den aktuellen Marktanforderungen entspricht. Abhängig davon, um welches Produkt es geht, gibt es unterschiedliche Möglichkeiten, ein Produkt für Mobile zu optimieren:
- Das Produkt und dessen Inhalt an die Bildschirmgröße von Mobilgeräten anzupassen (falls es sich um eine Weblösung handelt).
- Eine native oder plattformübergreifende mobile Version Ihrer Software zu erstellen (möglicherweise möchten Sie, dass Ihre App zur Vereinfachung nur die wichtigsten Funktionen enthält).
- Eine zusätzliche App zur Fernsteuerung Ihres Softwareprodukts zu erstellen (falls Ihre Software für spezifische Hardware vorgesehen ist).
Organisatorische Aspekte aus geschäftlicher Sicht
Unabhängig davon, ob Ihr Softwareprodukt von einem internen oder einem ausgelagerten Team entwickelt wird, müssen Sie bestimmte Aspekte berücksichtigen, um den Produktentwicklungsprozess aus organisatorischer und geschäftlicher Sicht effizient zu gestalten.
Kosten und Time-to-Market verwalten
- Design-to-Value
Bei diesem Ansatz steht der Kundennutzen im Mittelpunkt. Er hilft zu verstehen, welchen Wert und Nutzen ein Produkt und seine einzelnen Komponenten Ihren Kunden bringen kann sowie zu bestimmen, welche Funktionen unnötig sind. Der Ansatz ist darauf abgezielt, Produkte mit dem möglichst großen Kundennutzen zu erstellen und gleichzeitig Zeit und Kosten für die Produktentwicklung zu senken.
- Wiederverwendung von Komponenten
Ein Produkt ganz neu zu erstellen ist heute kaum möglich und unnötig. Die Wiederverwendung von bestehenden Komponenten (Frameworks, Plattformen oder Diensten) bei der Entwicklung von ganz neuen Produkten ermöglicht Ihnen, Kosten und Entwicklungszeit einzusparen. Das muss man schon am Anfang des Projektes in Betracht ziehen.
Versionierung
Selbst wenn Sie sich für die erste Veröffentlichung Ihres Produktes vorbereitet haben, müssen Sie schon an die nächsten 1-2 Versionen denken. Jede der Iterationen bringt bestimmte Optimierungen und Möglichkeiten für Verbesserungen, die auf dem Feedback Ihrer Benutzer basieren. Aber Fehler aus früheren Versionen dürfen in den nächsten nicht wiederholt werden. Im Gegenfall können Sie Ihr Produkt kaum weiterentwickeln, sondern unnötige Versionen erstellen.
Risiken managen
Die Entwicklung von Softwareprodukten erfordert einen durchdachten Plan für das Risikomanagement. Bei der Ermittlung von Risiken müssen unterschiedliche Bereiche berücksichtigt werden, wo potenzielle Risiken eintreten können (z. B. Ressourcenmangel, Zeit- und Budgetüberschreitungen, Kommunikationsprobleme, mangelnde Produktivität und mehr).
Als nächster Schritt muss die Wahrscheinlichkeit für das Eintreten von Risiken und derer Schadenshöhe bewertet werden, um Risiken zu priorisieren und eine individuelle Strategie für derer Behebung und/oder Minderung zu entwickeln und umzusetzen. Im Rahmen der Risikokontrolle wird sichergestellt, dass die eingetretenen Risiken mit den geplanten in Übereinstimmung stehen, und bewertet, wie wirksam die durchgüführten Maßnahmen waren, um den gesamten Prozess in zukünftigen Projekten zu optimieren.
Fazit
Um Ihre Produktidee und Strategie erfolgreich umzusetzen, müssen mehrere Aspekte sowohl in der früheren Vorbereitungsphase als auch im weiteren Verlauf des Projektes berücksichtigt werden. Seien es Schlüsselaspekte wie UI, Auswahl von Funktionen bei Bedarf, Qualitätssicherung und kontinuierliche Weiterentwicklung, die ermöglichen, das Produkt in Übereinstimmung mit Kundenanforderungen bereitzustellen. Oder technische und organisatorische Aspekte, die bestimmen, welche Ansätze und Methoden zum Einsatz kommen, um den gesamten Prozess effizient zu gestalten. All diese Schritte helfen schon am Anfang des Projektes gewinnbringende Entscheidungen zu treffen und von den Ergebnissen zu profitieren.